Schön, dass ihr mit uns den Neckar erlebt.
Schließlich wurde bei der Revitalisierung hier auch an uns Menschen gedacht.
Leider gibt es aber manchmal Stuss am Fluss, klickt deshalb weiter und informiert euch über:
- Tiere und Pflanzen, die im und am Neckar leben
- Möglichkeiten den Neckar zu erleben
- Auf was es ankommt, damit die Natur nicht zu stark unter der freizeitlichen Nutzung leidet.
Interaktive Karte
Neckar erleben
- Freizeitsuchende (Kleingruppen, Familien mit Kindern, Lesende) erleben den Neckar vom Ufer aus. Hierfür wurde ein großzügiger Aufenthaltsbereich am rechten Ufer angelegt, damit sich der restliche Uferstreifen zu einem wertvollen Lebensraum für Tiere und Pflanzen entwickeln kann. Angler und Anglerinnen nutzen beide Ufer, um ihrer Lieblingsbeschäftigung am Neckar nachzugehen. Speziell das linke Neckarufer wird gerne von Hundebesitzern zum Ausführen genutzt.
Auch vom Wasser aus kann man auf dem Stocherkahn, im Kajak oder mit dem Stand-Up-Paddle den Neckar erleben.
Die vorhandene Bootsanlegestelle wird durch die Paddelfreunde betreut und kann von allen zum Ein- und Ausstieg ins Wasser genutzt werden. Hierbei bitte immer Rücksicht auf die Mitmenschen nehmen, sodass wir uns gegenseitig nicht im Weg sind, und auch nicht die Wassersportbegeisterten einschränken.
Die Abbildung zeigt den Neckarabschnitt am Tübinger Freibad.
Weniger empfindliche Bereiche sind in Grün dargestellt und wurden für den Aufenthalt angelegt oder dürfen begangen werden.
Ökologisch hochwertige Bereiche sind in Rot eingefärbt, diese bitte nach Möglichkeit meiden!
Der Neckarbegleitweg wird als Rad-, Spazier- und Laufstrecke intensiv genutzt, auch hierbei erfreuen sich die Nutzenden am Gewässerumfeld.
Das Land Baden-Württemberg und die Universitätsstadt Tübingen begrüßen es ausdrücklich, dass der Neckar und seine Ufer erlebt und geschätzt werden. Das Erleben des Neckars soll aber immer im Einklang mit der Natur, den Anwohnenden und allen die sich gerade am Neckar aufhalten erfolgen oder anders gesagt: Gerne hier den Neckar erleben aber bitte „KEIN STUSS AM FLUSS“.
Videos zum Thema Neckar erleben
Patrick und Cem, besuchen beide gerne und regelmäßig den Neckarabschnitt
Patrick und Cem erzählen dir wie sie den umgestalteten Neckarabschnitt erleben und was sie darüber denken.
Bettina Wehinger-Roth, Paddelfreunde Tübingen, Trainerin in der Jugendarbeit und Christian Koch, Paddelfreunde Tübingen, Abteilungsleiter
Wassersport auf dem Neckar in Tübingen? Die Paddelfreunde geben dir einen Einblick hierzu und worauf dabei zu achten ist.
Stuss am Fluss
Stuss am Fluss, weil...
Wie mache ich keinen Stuss am Fluss?
Stuss am Fluss, weil...
Wie mache ich keinen Stuss am Fluss?
Stuss am Fluss, weil...
Wie mache ich keinen Stuss am Fluss?
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Wie mache ich keinen Stuss am Fluss?
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Wie mache ich keinen Stuss am Fluss?
Stuss am Fluss, weil...
Wie mache ich keinen Stuss am Fluss?
Videos zum Thema Stuss am Fluss
Alexander Cozza, Anwohner
Der Aufenthalt am Neckar kann zu Konflikten führen. Beleuchtung, Rauch und Lärm stören nicht nur Tiere sondern auch die Menschen in der Umgebung. Anwohner berichten von ihrer Erfahrung am umgestalteten Neckarabschnitt.
Vico Ostertag-Lüllich, Anwohner
Der Aufenthalt am Neckar kann zu Konflikten führen. Beleuchtung, Rauch und Lärm stören nicht nur Tiere sondern auch die Menschen in der Umgebung. Anwohner berichten von ihrer Erfahrung am umgestalteten Neckarabschnitt.
Bastian Günther, Life e.V. – Pro Ocean, Gründer
Nicht nur unsere Weltmeere sind mit Plastikmüll verschmutzt, sondern auch die Umwelt direkt vor unserer Haustür. Bastian Günther beschäftigt sich intensiv mit der Thematik und erklärt den Zusammenhang.
Revitalisierung
…denn renaturiert wurde der Neckar leider nicht. Wir Menschen leben mittlerweile so nahe am Fluss, dass es nicht genügend Platz gibt, um den natürlichen, ursprünglichen Zustand wiederherzustellen! Der Neckar wurde revitalisiert, oder anders gesagt: Die Bedingungen für Tiere und Pflanzen wurden verbessert, in dem der Neckar wieder mehr Lebendigkeit bekommen hat. Hierfür wurde eine ca. 500 Meter lange Strecke im Jahr 2019 umgebaut. Die Umbauarbeiten dauerten (mit Unterbrechungen) etwa 11 Monate. Auch für uns Menschen wurden Bereiche geschaffen, an denen wir uns ausruhen und den Neckar erleben können.
Konkret wurde das eintönige Ufer vielfältiger gestaltet. Die mehrere hundert Jahre alte Befestigung wurde entnommen – hierbei ist man auf Betonplatten, Stahlträger und Steine gestoßen. Der Stahl und der Beton wurden fachgerecht entsorgt. Die Steine wurden direkt wieder im Neckar eingebracht. Schließlich handelt es sich hierbei um gebietstypisches Gestein, das auch natürlich im Neckar vorkommt. Das Ufer kann und darf sich jetzt wieder durch die Kraft des Neckars verändern und so auch seine Gestalt verändern. Da wir nur begrenzt Fläche am Neckar haben (z.B. aufgrund des am Ufer verlaufenden Neckartal-Radwegs), müssen einige Stellen weiterhin befestigt bleiben. Nun aber nur noch ökologisch verträglich mit Pflanzen, deren Wurzeln und Steinen.
Da der Neckar vor der Revitalisierung komplett gerade verlief, hatte er fast durchgehend die gleichen Fließgeschwindigkeiten. Rückzugsräume und Bereiche, an denen Schwemmholz liegen bleibt, waren nicht vorhanden. Das nun aufgelöste Ufer bietet mittlerweile durch seine Ausbuchtungen und Flachwasserzonen Rückzugsmöglichkeiten für Fische. Auch Wasserpflanzen und Insekten fühlen sich hier wohl, speziell wenn Schwemmholz liegen bleibt. Zwar wurden so viele Bäume wie möglich erhalten, doch einige jüngere Bäume mussten gefällt werden. Ihre Wurzeln konnten aber direkt wiederverwendet werden. Sie wurden als sogenannte Wurzelstöcke ins Ufer eingebaut. Daran finden Fische Unterstandsmöglichkeiten und Rückzugsräume. Zudem können einige der Wurzeln weiterleben und entwickeln neue Äste und Blätter, die den Neckar dann in einigen Jahren beschatten werden.
Videos zum Thema Revitalisierung
Dr. Helmut Klepser, Tübinger und pensionierter Gewässerökologe
Die Legende der Gewässerökologie Helmut Klepser erklärt weshalb, wo und wie Flüsse revitalisiert werden müssen und beschreibt die Herausforderungen dabei.
Udo Dubnitzki, Kreisfischereiverein Tübingen und Landesfischereiverband, Gewässerwart
Udo Dubnitzki kennt die Gewässer Baden-Württembergs wie seine Westentasche. Von ihm erfahren wir, welche Fische hier im Neckar leben und was ihnen hier besonders gefällt.
Tierwelt
Im und am Neckar leben viele Tiere wie Insekten, Fische, Vögel, Fledermäuse und Nagetiere.
Sie alle profitieren vom Neckar und seinen unzähligen Lebensräumen auf der Gewässersohle, im Wasserkörper selbst, in Flachwasserzonen, in Übergangsbereichen und am Ufer. Umso vielfältiger ein Fluss ist, bezogen auf Fließgeschwindigkeiten, Wassertiefen, Sohlsubstrat, Uferneigungen und Beschattung, umso größer ist auch das Lebensraumangebot.
Insekten leben vor allem in und auf der Gewässersohle. Auch hier gilt: Desto unterschiedlicher die Substratzusammensetzung, desto mehr Arten können sich ansiedeln. Aber auch die Uferbereiche sind wichtig und auch hier steht Abwechslung für Lebensraumqualität: Ein mit Steinen und Beton ausgebautes Ufer hat deutlich weniger zu bieten als brachliegende und teilweise bewachsene Uferbereiche. Eine Vielfalt aus krautigen Pflanzen, Stauden und Gehölzen ist optimal –eine häufig gemähte Rasenfläche erfüllt kaum die Ansprüche von Insekten.
Fische brauchen verschiedenste Lebensräume: Kiesflächen für die Fortpflanzung und als Laichplätze, flache und schwach durchströmte Bereiche für die Jungfische und tiefere und gut beschattete Bereiche bei fortgeschrittenem Alter. Viele Arten sind zudem auf unterschiedliche Fließgeschwindigkeiten angewiesen. Für jede Altersklasse sind des Weiteren Rückzugsräume bei höheren Abflüssen und wechselnden Wasserständen wichtig wie Ausbuchtungen, Bereich im Strömungsschatten oder Seitenarme .
Fische brauchen Laichplätze wie Kiesflächen für die Fortpflanzung, als Jungfische dann flache und schwach durchströmte Bereiche und bei fortgeschrittenem Alter dann tiefere und gut beschattete Bereiche. Viele Arten sind zudem auf höhere Fließgeschwindigkeiten angewiesen. Für jede Altersklasse sind des Weiteren Rückzugsräume wie Ausbuchtungen, Strömungsschatten oder Seitenarme bei höheren Abflüssen und wechselnden Wasserständen wichtig.
Mit unserem Maskottchen im Logo, dem Eisvogel, bejagt eine prominente und streng geschützte Vogelart den Neckar und brütet auch in Uferabbrüchen.
Weitere Vögel nutzen das Gewässerumfeld und seine Gehölze zur Brut. Nicht nur resistente und häufig vorkommende Arten wie Schwäne, Enten und Gänse leben auf und am Wasser. Auch selteneren und geschützten Arten, wie dem Teichhuhn und dem Zwergtaucher, bieten Flüsse ein Zuhause – und so auch der Neckar.
Fledermäuse bedienen sich am Neckar zur Nahrungsaufnahme, sie trinken das Neckarwasser und fressen Insekten, die sie über dem Neckar jagen. Fledermäuse finden in alten bzw. teilweise abgestorbenen Bäumen eine Unterkunft in Höhlen.
Nagetiere wie Bisam, Nutria und Biber leben im und am Wasser. Auch für sie sind natürliche und unbefestigte Uferzonen und die Pflanzenwelt wichtig. Darüber hinaus lebt beispielsweise die Haselmaus in Sträuchern am Gewässer.
Videos zum Thema Tierwelt
Dr. Oliver Betz, Universität Tübingen, Professor für Evolutionsbiologie der Invertebraten
Wenn du wissen magst wo Insekten im und am Fluss leben und worauf es ihnen ankommt – dann schaue dieses Video mit Oliver Betz.
Christian Geitz, Kreisfischereiverein, Gewässerbetreuer
Christian Geitz verbringt viel Zeit am Wasser und kann daher einiges zu den faszinierenden Unterwasserlebewesen berichten.
Ingrid Kaipf, Arbeitsgemeinschaft Fledermausschutz Baden-Württemberg e.V, Vorsitzende
Ingrid Kaipf beschäftigt sich schon sehr lange mit Fledermäusen und weiß deshalb genau, wieso sie hier am Neckar leben und auf was sie empfindlich reagieren.
Dr. Nils Anthes, Universität Tübingen, Institut für Evolution und Ökologie, Ornithologe
Vogel ist nicht gleich Vogel und Wasservogel nicht gleich Wasservogel. Nils Anthes weiß was hier alles so am Neckar zwitschert und warum genau hier.
Pflanzenwelt
An heißen Sommertagen die Füße in den Neckar hängen oder sich am Ufer erholen, ist für uns Menschen Lebensqualität für die Pflanzenwelt aber sogar überlebenswichtig!
Die Uferlandschaften von Bächen und Flüssen nennt man Auen. Diese Auen sind an natürlichen Gewässern meist mehrere hundert Meter breit. Sie sind von ständigem Wechsel zwischen Niedrig- und Hochwasser geprägt und schaffen somit ständig neue Lebensräume für Tiere und Pflanzen. Durch die starke Dynamik des fließenden Wassers wird der Auenboden mit ausreichend Sauerstoff versorgt und es entstehen immer neue Oberflächenstrukturen und Lebensraumbedingungen. Somit beherbergen Auenökosysteme eine große Vielfalt von Pflanzen und Tieren auf engstem Raum.
Auch für den Hochwasserschutz ist die Aue hilfreich – bei Überflutung saugt sich ein porenreicher Auenboden wie ein Schwamm voll und kann das Wasser in der Fläche zurückhalten. Auen gehören deutschlandweit zu den stark gefährdeten Lebensräumen und leider gibt es in Deutschland nur noch selten natürliche Auenlandschaften.
Aue am Neckar in Tübingen?
Unser „Auenstreifen“ am Neckar ist sehr schmal! Dennoch ist dieser sehr wichtig, denn als Ganzes betrachtet ist die Durchgängigkeit – also einen Austausch für die Tier- und Pflanzenwelt am Gewässer – von großer Bedeutung.
Welche Pflanzen bekommen gerne nasse Füße?
Die Weichholzaue ist von größeren Pflanzen wie der Schwarz-Pappel (Populus nigra) , Schwarz-Erle (Alnus glutinosa) und Weiden geprägt.
Sie sind an den gewässernahen Wuchsort angepasst und regelmäßig der Abflussbelastung ausgesetzt. Ein Beispiel hierfür ist die Silber-Weide: Bei Überflutungen hält ihr weiches, biegsames Holz dem Wasserdruck stand. Durch ihre länglich geformten Blätter bietet sie dem Wasser wenig Widerstand. Die Luftkammern in den Wurzeln ermöglichen eine ausreichende Sauerstoffversorgung, auch bei lang andauernder Überschwemmung. Durch Weidenstecklinge wird dies hier am Neckar versucht umzusetzen. In der gehölzfreien Zone siedeln sich vor allem einjährige krautige Pionierpflanzen wie Gänsefußgewächse, Knöterich oder Brennnessel an und nutzen die Zeit zwischen zwei Hochwassern.
Im Gewässer kommen in Abhängigkeit vom Lichteinfall (Tiefe/ Beschattung) in der Strömung und dem Sediment unterschiedliche Wasserpflanzen vor. Je nach Standort weisen diese unterschiedliche Angepasstheiten auf. Ein Beispiel sind Luftleitgewebe der Wasserpflanzen, über die Sauerstoff in die Stängel und Wurzeln gelangen kann. Die Arten der Gattung Callitriche sind Beispiele für Wasserpflanzen, die auch bei uns am Neckar vorkommen.
Pflanzen als Grundlage für das Leben im und am Gewässer:
Ufergehölze dienen vielen Tier- und Pflanzenarten direkt oder indirekt als Nahrungsquelle oder Lebensraum. Bäume, Büsche und Uferpflanzen dienen Vögeln als Brutplätze, die überhängende Vegetation liefert Verstecke für Jungfische und der Laubeintrag ist für bestimmte Mikroorganismen eine wichtige Nahrungsgrundlage. Daneben vermindert eine Beschattung auch die Verkrautung der Fließgewässer durch Wasserpflanzen. Ohne eine ausstreichende Uferbepflanzung erwärmt sich die Wassertemperatur im Sommersehr stark, vor allem in langsam fließenden oder wasserarmen Gewässern. Fische und andere Wasserlebewesen haben Probleme diese hohen Wassertemperaturen zu ertragen und müssen auf kühlere Bereiche im Gewässer ausweichen. Aber auch der damit verbundene abnehmende Sauerstoffgehalt und die vermehrte Ausbreitung von Krankheitserregern sind eine Folge von einer erhöhten Wassertemperatur. Untersuchungen zeigten, dass die Wassertemperatur im Sommer in beschatteten Bereichen partiell um 2 bis 4 °C geringer ist.
Wie schützen wir unseren „Auenstreifen“?
Gewässerränder mit dynamischen Auenstreifen sind selten in Deutschland. Die dort entstehenden Habitate sind aber sehr wichtig, da hier wichtige bestimmte Pflanzenarten vorkommen. Wenn ein Gebiet sehr häufig begangen wird, also eine permanente Störung stattfindet, können sich dort nur Arten ansiedeln, die sehr kurzlebig sind. Dies sind häufig Arten, die als Unkräuter – oder in der Fachsprache als Ruderalpflanzen – bezeichnet werden. Ist dies der Fall, siedeln sich an solchen Rohböden an Gewässerrändern auch gerne Invasive Arten (Neophyten) wie das Indische Springkraut oder der Japanische Staudenknöterich an und lassen der einheimischen Flora keine Chance.
Jede Pflanze steht in einer Wechselbeziehung mit anderen Organismen. Wenn eine Art verdrängt wird, dann verschwinden mit ihr auch die daran angepassten NAhrungsspezialisten, Bestäuber und Insekten ! Für eine gelingende Koexistenz von Mensch und Natur müssen wir Rücksicht auf die Natur nehmen und deshalb Bereiche ungestört der Natur überlassen.
Deshalb: bitte bleib weg aus dem naturnahen Abschnitt!
Videos zum Thema Pflanzenwelt
Dr. Katja Tielbörger, Universität Tübingen, Professorin für Vegetationsökologie
Katja Tielbörger erzählt aus ihrer Forschung, wie invasive Pflanzenarten, die ursprünglich in der Aue vorkommende Pflanzenwelt beeinflussen und welche Rolle der Mensch dabei spielt.
Michael Koltzenburg, Landesnaturschutzverband Baden-Württemberg, Biologe
Nicht alle Pflanzenarten haben gerne nasse Füße, einige aber schon – Michael Koltzenburg gibt einen Einblick in die Zusammenhänge von Pflanzen und Gewässer.